Folge 24 Spezial - Praxisanleitung: So gelingt kommunikation auf Augenhöhe

Shownotes

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Agata Epler: Hallo und herzlich willkommen hier zum zweiten Alles-Einstellungssache-Spezial

Agata Epler: mit Agatha und mit dem Ingo.

Agata Epler: Ich freue mich riesig auf das nächste Thema.

Agata Epler: Und zwar haben wir festgestellt, dass es doch wichtig ist, auf Augenhöhe zu kommunizieren.

Agata Epler: Und die Pädagogik hat sich ja schon ein bisschen geändert. Und meine Frage an

Agata Epler: dich, Ingo, ist, wie kommuniziere ich auf Augenhöhe? Ist es noch State of Art zu siezen und zu duzen?

Agata Epler: Und wie ist das zwischen dem PraxisanleiterIn und dem Azubi?

Agata Epler: Wie gelingt die richtige Gesprächsebene und das Gespräch auf Augenhöhe?

Ingo Ludwig: Ich möchte direkt einsteigen. Schönen guten Tag an alle auf das Thema Sie und Du.

Ingo Ludwig: Das ist ja so ein On Vogue, bis es nicht mehr On Vogue ist.

Ingo Ludwig: Wir lassen uns leiten in unseren Werten von dem, was gerade angesagt ist.

Ingo Ludwig: Das passt schon nicht, weil es dann kein Wert.

Ingo Ludwig: Also Wert hat ja einen Wert. Und wir müssen ja Wert erklären.

Ingo Ludwig: Also würde mich wundern, wenn Gold sagt, es wäre nicht mehr Gold,

Ingo Ludwig: weil es gerade nicht on-voke ist. Und das Sie und Du, das ist schon strange.

Ingo Ludwig: Gerne per Du heißt es bei Social Media, bei LinkedIn ganz häufig.

Ingo Ludwig: Ältere Herren, sonore Herren, gerne per Du.

Ingo Ludwig: Erfolgreiche Frauen, gerne per Du. Sorry, ich stehe auf Sie. Total.

Ingo Ludwig: Und ich denke, das darf man sich ein kleines bisschen erarbeiten.

Ingo Ludwig: Können wir denn vielleicht wenigstens mal abwarten, bis die Probezeit rum ist.

Ingo Ludwig: Andererseits, das klingt ein bisschen dogmatisch und herrisch,

Ingo Ludwig: also im Jugendamt, im sozialen Dienst war früher so,

Ingo Ludwig: also vor ein paar Jahren noch, gar nicht ewig her, gemeinsam Fall gemacht,

Ingo Ludwig: sagen wir mal Team A und Team B oder Kinderschutz-Team und XY gemeinsam Fall

Ingo Ludwig: gemacht, gemeinsam danach was essen gegangen, gemeinsam reflektiert und gemeinsam

Ingo Ludwig: geweint oder sich auf die Hände geklopft oder so gegenseitig und dann gesagt,

Ingo Ludwig: hey, bin der Ingo, ja, ich bin,

Ingo Ludwig: wer auch immer und dann ein Du.

Ingo Ludwig: Wir haben uns also auch in der sozialpädagogischen Welt ganz häufig mit einem

Ingo Ludwig: Sie begegnet. Und es gab so unausgesprochenes Gesetz, erstmal einen gemeinsamen Fall.

Ingo Ludwig: Gemeinsamer Notdienst, gemeinsame Krise und dann das.

Ingo Ludwig: Weiß ich nicht. Ist mir eigentlich egal. Es gibt städtische Kitas,

Ingo Ludwig: da wird konsequent gesiezt, auch kirchliche Kitas, freie Kitas.

Ingo Ludwig: Die Kollegen siezen sich oder aber die Kinder siezen die Erzieherinnen und Erzieher.

Ingo Ludwig: Das finde ich auch irgendwie merkwürdig, aber das darf jeder für sich selber

Ingo Ludwig: entscheiden, weil Augenhöhe hat damit nichts zu tun.

Ingo Ludwig: Man kann ein professionelles Sie haben und ein abgelutschtes Du.

Ingo Ludwig: Und das ist das Professionelle Sie wertvoller als unser Du, wenn wir uns nicht respektvoll begegnen.

Ingo Ludwig: Ob jetzt Kinder unbedingt Sie, Herr Ludwig, sagen müssen oder Du,

Ingo Ludwig: Ingo, Respekt hat was mit Beziehung zu tun.

Ingo Ludwig: Augenhöhe hat mit Hingaben, mit Beziehung zu tun, mit Zugang zu Menschen.

Ingo Ludwig: Da spielt das Sie und Du keine Rolle. Beim Netzwerken duzen wir es alle sofort.

Ingo Ludwig: In Posaunco auch, bei den Pfadfindern auch, in der Gemeinde oder Kirche.

Ingo Ludwig: Mal so, mal so unterschiedlich, wo man in welchem Haus man zurecht ist,

Ingo Ludwig: in welchem Stall und auf der Arbeit wird sehr schnell geduzt,

Ingo Ludwig: aber eigentlich gesiezt.

Ingo Ludwig: Aber zu deiner Frage, Arbeit auf Augenhöhe, sie und du, weder noch.

Ingo Ludwig: Die Haltung, der Habitus, der Respekt, die Achtung, die offene Körpersprache,

Ingo Ludwig: Shake Hands oder nicht, sie braucht mehr Nähe und du brauchst mehr Distanz. Beides geht.

Ingo Ludwig: Im Du dürfen wir nicht zu schnell zu abgelutscht und abgerotzt sein,

Ingo Ludwig: dass es keinen Wert mehr hat und man meint, man verbrüdert sich.

Ingo Ludwig: Aber eben sie dürfen nicht endlos distanziert sein, sondern höflich respektvoll,

Ingo Ludwig: unabhängig von Altersgruppen.

Ingo Ludwig: Aber schau mal, in der englischsprachigen Welt gibt es das so nicht.

Ingo Ludwig: Man sagt immer noch den Niederländern nach, der Ältere tut es den Jüngeren,

Ingo Ludwig: der Jüngere sieht es den Älteren.

Ingo Ludwig: Das sieht man nicht immer beim Styling und bei der Frisur, gerade wenn Ältere jung bleiben wollen.

Ingo Ludwig: Und manche Menschen mit Migrationshintergrund aus östlichen Ländern,

Ingo Ludwig: Wir mixen das und kommen mit der deutschen Grammatik schon nicht zurecht.

Ingo Ludwig: Das ist so typisch deutsch-kolonialistisch, dass wir Augenhöhe und Sie und Du

Ingo Ludwig: in einen Satz zusammenbringen. Danke für die Frage.

Ingo Ludwig: Sie und Du und Augenhöhe hat nichts miteinander zu tun. Mach wie ihr meint,

Ingo Ludwig: aber seid Menschen untereinander.

Agata Epler: Aber die Königsdisziplin, das fällt mir auf, wenn ich es nicht weiß.

Agata Epler: Dann kann ich ja auch das Wording so formulieren, dass es Neutrum ist.

Michael Bünte: Ja, das habe ich auch jahrelang gemacht, dass Sie und du beiden.

Ingo Ludwig: Schön, schön. Ja, das geht auch. Das wäre dann die sanfte Art,

Ingo Ludwig: um nicht kolonialistisch zu sein. Sehr schöne Eigenschaft.

Ingo Ludwig: Ja, das können Deutsche auch, dass wir dann uns gar nichts mehr trauen.

Ingo Ludwig: Ich kriege gerade Kopfschmerzen, wenn ich überlege, ich muss es übersetzen,

Ingo Ludwig: das Neutrung zu verwenden.

Ingo Ludwig: Ja, ich bin IL-Werte-Coach. Ich stehe für Gelingen, Wirksamkeit, Klarheit.

Ingo Ludwig: Also entweder spreche ich nicht an oder ich lasse es bleiben.

Ingo Ludwig: Aber zu überlegen, wie hast du jetzt gesprochen, Michael?

Ingo Ludwig: Boah, da kriegt der Kopfschmesser, fängt ja gerade zu lachen und sagt, mache ich seit Jahren.

Ingo Ludwig: Weil da sind wir ja prob, wir umschiffen das.

Agata Epler: Das ist ja diese kritische Thematik. Und deswegen finde ich unsere kurzen Podcast-Folgen

Agata Epler: auch so unglaublich wichtig.

Agata Epler: Da dann nochmal das zu hinterfragen, zu reflektieren. Das war ja unsere erste

Agata Epler: Folge, wer sie noch nicht kennt.

Agata Epler: Absolute Empfehlung. Ich hatte viele Aha-Momente durch deine Impulse,

Agata Epler: eben nochmal draufzuschauen.

Agata Epler: Und ich glaube, das erste Gelingen ist, wenn ich eine Person mit dem Namen ansprechen

Agata Epler: kann und mir gegenüber die Wertschätzung

Agata Epler: habe, den Namen zu kennen und ihn damit ansprechen zu können.

Ingo Ludwig: Ja, danke für die Frage.

Ingo Ludwig: Einleitung und den Hinweis darauf. Du bist da gedanklich sehr gut sortiert. Vielen Dank dafür.

Ingo Ludwig: Im Ruhrgebiet ist üblich immer noch zu sagen, hör mal, das war super, stehe ich total auf.

Ingo Ludwig: Mein Vater war Bergmann und ich lieb das zu einem zu sagen, hör mal,

Ingo Ludwig: bist du mit der Schippe aufgewachsen oder was?

Ingo Ludwig: Aber deswegen sind wir nicht per Du, sondern wir umgehen die respektvolle Ansprache.

Ingo Ludwig: Eine respektvolle Ansprache, Sie oder Du, eine Augenhöhe, ist für mich immer

Ingo Ludwig: noch der ehrliche Händedruck.

Ingo Ludwig: Da bin ich altmodisch, komme ich aus dem Handwerk. oder der Kaufmann,

Ingo Ludwig: der Handschlag zählt, das Händedrücken durch Corona verloren gegangen, komm, ist egal.

Ingo Ludwig: Und viele drücken auch nicht mehr richtig die Hand, komm, auch egal.

Ingo Ludwig: Aber ich mag immer noch einen echten Händedruck mit dich angucken,

Ingo Ludwig: vielleicht dein Namensschild vorher gescannt zu haben, zu wissen, mit wem ich rede.

Ingo Ludwig: Augenkontakt und nach Möglichkeit vor der Nachnahme anzusprechen. Das sind so drei Dinge.

Ingo Ludwig: Anschauen, anfassen, benennen. Und wenn wir dann per Du sind oder per Sie und

Ingo Ludwig: haben eine Atmosphäre und sie haben uns ein paar Mal getroffen,

Ingo Ludwig: haben ein Netzwerk oder so, dann sage ich auch, hör mal dat und wat, hä?

Ingo Ludwig: Also wenn ich zwei Stunden im Seminar bin, in der dritten Stunde bin ich dann

Ingo Ludwig: on fire und spreche, wie ich will.

Ingo Ludwig: Aber vorher versuche ich mich klassisch an gewisses Wording auch zu halten.

Ingo Ludwig: Hände drücken vielleicht, eine gewisse körperliche Offenheit und Nähe zu haben

Ingo Ludwig: vielleicht, oder die Faust oder so.

Ingo Ludwig: Augen und ansprechen. Darf ich dich, darf ich sie kurz stören?

Ingo Ludwig: Und du kannst ja auch beides sagen, das mache ich im Seminar ganz oft,

Ingo Ludwig: bis wir dann soweit sind zu sagen, wollen wir uns heute hier duzen, ist doch viel leichter.

Ingo Ludwig: Darf ich euch, darf ich sie herzlich einladen, mal ganz kurz auf die Frühe zu

Ingo Ludwig: schauen. Du kannst auch beide sprechen.

Ingo Ludwig: Bis es jedem lästig wird und dann sind wir dann beim Du. Aber ändert nichts

Ingo Ludwig: daran, dass man eine offene Ansprache braucht.

Ingo Ludwig: In irgendeiner Form eine Körperbetonung, Augenkontakt, Name ansprechen.

Agata Epler: Gibt es denn noch weitere Tipps, die du uns geben kannst, auf Augenhöhe zu kommunizieren? Ja.

Ingo Ludwig: Wenn doch du Praxisanleitung bist oder Ausbildungsbetrieb, Personalverantwortlich, Führungskraft,

Ingo Ludwig: einen höheren Status Quo hast, vielleicht einen Wissensvorsprung,

Ingo Ludwig: Lebenserfahrung, das ist doch nicht jeden. Entspann dich.

Ingo Ludwig: Wir nehmen uns oft zu wichtig. Lass uns den Patienten wichtig nehmen.

Ingo Ludwig: Lass uns die Bildgebung, wenn wir bei Röntgen mal irgendwann gesprochen haben,

Ingo Ludwig: als wir uns kennengelernt haben, lass uns das Technische, das Können,

Ingo Ludwig: die Exzellenz in unserer Qualität des Berufes, wo jeder arbeitet, wichtig nehmen.

Ingo Ludwig: Die Sache an sich, das Thema an sich.

Ingo Ludwig: Aber uns nicht.

Ingo Ludwig: Sondern Azubis brauchen Vorbilder. Anleitung, Anweisung, Begleitung.

Ingo Ludwig: Lass uns doch dieses Menschenkind wichtig nehmen, zu wachsen im Beruf und uns

Ingo Ludwig: mehr verschenken, nicht so wichtig nehmen.

Ingo Ludwig: Wie schön wäre das, wenn Lehrkräfte, Ärzte, Ingenieure mit den anderen Ebenen,

Ingo Ludwig: die nicht akademisch sind,

Ingo Ludwig: so wunderbar zusammenarbeiten und die anderen Ebenen, die nicht akademisch sind,

Ingo Ludwig: wiederum mit denen, die noch in Ausbildung sind, zusammenarbeiten,

Ingo Ludwig: dass man so einen Dreiergespann hat.

Ingo Ludwig: In den Verantwortungsbereichen, im Wording, im Habitus, im Status,

Ingo Ludwig: aber alle sind Mensch und nehmen sich nicht so wichtig in ihrem Sein.

Ingo Ludwig: Tempo rausnehmen, Augenhöhe übers Thema herstellen.

Ingo Ludwig: Das Ich und das Du kann übers gemeinsame Thema zum Wir werden.

Ingo Ludwig: In der Pädagogik und in der Psychologie wäre das nach Ruth Kohn die themenzentrierte Interaktion.

Ingo Ludwig: Gehen wir jetzt nicht darauf ein, das ist ein kurzer Podcast.

Ingo Ludwig: Aber das Ich bin ich. Aber du bist ja auch ein Ich.

Ingo Ludwig: So wie du mein Gegenüber bist und wir zum Wir werden müssten,

Ingo Ludwig: bin ich ja auch dein Gegenüber.

Ingo Ludwig: Also für dich bin ich ja auch ein Du und wir müssen zum Wir werden.

Ingo Ludwig: Und das geht am besten über ein ganz sachliches, gemeinsames Thema.

Ingo Ludwig: Und das Thema ist, Ausbildung soll gelingen.

Ingo Ludwig: Dann kann ich mich für Augenhöhe nicht wichtig nehmen. Und selbst wenn ich Alarm

Ingo Ludwig: mache, weil was falsch läuft, oder ich die Augen verdrehe, kann ich immer noch

Ingo Ludwig: kurz innehalten, ob die Attacke jetzt gerade wichtig ist.

Agata Epler: Das ist richtig.

Ingo Ludwig: Also wir müssen uns zurücknehmen. Wir sind doch noch Profis. Wir können das doch.

Ingo Ludwig: Da können wir uns zurücknehmen. Und die Azovici werden das lernen und wenn die

Ingo Ludwig: sich zu weit aus dem Fenster lehnen und der Meinung sind, sie müssen sich nicht

Ingo Ludwig: mehr zurücknehmen, dann darfst du auch mal irgendwann sagen,

Ingo Ludwig: naja, aber ich habe meinen Abstand schon.

Ingo Ludwig: Gleich willst du noch mal kurz zuhören. Dann darf man auch mal in die Urinie

Ingo Ludwig: und in die Suffisanz gehen.

Ingo Ludwig: Aber sparsam. Da muss ein bisschen mehr passieren, als dass mich einer aus der Reserve lockt.

Agata Epler: Das ist aber zum kleinen Teaser, das wird die nächste Edo-Spezial.

Ingo Ludwig: Muss ich nicht. Danke für den Teaser. Dann höre ich jetzt auf.

Ingo Ludwig: Alles klar, Leute. Bis dann.

Michael Bünte: Aber auch gleich geduzt, als wir uns zu dritt hier getroffen haben.

Michael Bünte: Ich bin da ja auch eher sehr, sehr vorsichtig mit dem Sie und Du.

Michael Bünte: Aber selber fühle ich mich, ich weiß nicht, ob es so ein Frauending ist,

Michael Bünte: Ingo, vielleicht kannst du mir da mal helfen.

Michael Bünte: Wenn ich als Frau gesiezt werde, fühle ich mich alt.

Michael Bünte: Hat das auch etwas mit Vorurteil zu tun, dass das Sie so alt eingehaucht ist

Michael Bünte: und der Junge wird dann von dem Älteren geduzt?

Ingo Ludwig: Was ich erlebe in den heutigen Generationen, das ist ja so der Übergang von Y auf Z.

Ingo Ludwig: Und bei Z muss man so ein bisschen auf die Geburtenjahre gucken.

Ingo Ludwig: Ich meine nicht die 13, 14-Jährigen. Z geht ja viel weiter in die heutigen 20- bis 30-Jährigen rein.

Ingo Ludwig: Das ist so ein bisschen auch Y-Generation. Und die Jungen willen die Erfolgreichen.

Ingo Ludwig: Etwas über 30, Familie, Business, Führung, Kinder. Die Stereotypen werden bei

Ingo Ludwig: uns immer noch ziemlich bedient.

Ingo Ludwig: Wenn du dich älter fühlst, tut mir das leid in deinem Selbstbild.

Ingo Ludwig: Ich würde dich schützen, weil wir noch keinen Zugang zueinander haben.

Ingo Ludwig: Hier kam ich in euren Podcastraum.

Ingo Ludwig: Der Michel und ich, wir kannten uns. Er hat mir von dir erzählt.

Ingo Ludwig: Wir haben uns bei einer Netzwerksveranstaltung kennengelernt.

Ingo Ludwig: Er war bei mir im Büro, hat meine Frau kennengelernt.

Ingo Ludwig: Ich umgebe mich nur noch mit Qualität beim Netzwerken. Und wenn er mich hier

Ingo Ludwig: reinlässt und ich habe oben seine Frau begrüßt, dann ist klar,

Ingo Ludwig: dass ich auf dem Bildschirm zu dir gleich eine Beziehung habe.

Ingo Ludwig: Das würde er mit dir nicht arbeiten und du würdest nicht wollen,

Ingo Ludwig: dass ich hier reinkomme.

Ingo Ludwig: Aber ich wäre nicht hier, wenn er nicht bei mir gewesen wäre.

Ingo Ludwig: Er wäre nicht bei mir gewesen, wenn wir keinen Draht miteinander gehabt hätten.

Ingo Ludwig: Und wenn das beim Netzwerk nicht üblich wäre, hätten wir uns am Anfang gesiezt.

Ingo Ludwig: Und so habe ich auch mit ihm geredet.

Ingo Ludwig: Nah und trotzdem respektvoll distanziert. In den Kopf ein Sie.

Ingo Ludwig: Aber das mache ich mit jedem so. Du brauchst dich so nicht fühlen.

Ingo Ludwig: Das geht eher verloren, dieser Respekt, jemanden zu siezen.

Ingo Ludwig: Und es ist überhaupt nicht deutsches Klischee, dass sich die Männer siezen lassen

Ingo Ludwig: und die Frauen irgendwie nicht. Sondern wir bedienen die Klischees,

Ingo Ludwig: wenn wir in den Klischees bleiben.

Agata Epler: Jetzt muss ich aber noch so inzwischen... Das ist jetzt eine Hypothese,

Agata Epler: die ich wieder aufstelle.

Agata Epler: Ist es vielleicht ein Sie, wenn ich als Externe in eine neue Bubble komme?

Ingo Ludwig: Ja, das klingt gut. Ich habe jetzt gerade überlegt, habe ich die Frage überhaupt

Ingo Ludwig: beantwortet oder habe ich drumherum gequatscht?

Michael Bünte: Sowohl als auch.

Ingo Ludwig: Danke. Habe ich das gemerkt?

Agata Epler: Du hast einen Impuls gesetzt, der mich zum Denken angeregt hat.

Agata Epler: Und dementsprechend habe ich diese Frage jetzt aufgestellt.

Agata Epler: Und ich glaube, dass es, also bei mir war es so, Also wenn jemand Neues da ist,

Agata Epler: ist es so etwas Inneres in mir, ist er jetzt so fremd, dass es ein Sie ist.

Agata Epler: Und wenn ich so das Gefühl habe, dass es gut geht, dann ist es ein Du.

Agata Epler: Aber ich weiß jetzt nicht, ob ich, ich weiß die Agatha, wie ist es bei dir?

Agata Epler: Wann benutzt du Du und Du sie?

Michael Bünte: Das fällt mir immer noch schwer, weil ich habe zum Beispiel osteuropäische Vorfahren

Michael Bünte: und da gibt es das auch gar nicht so. Wenn man neue Leute kennenlernt,

Michael Bünte: dann ist man immer respektvoll distanziert, aber

Michael Bünte: offen und zugewandt und von daher ist das eher schon so eine Du-Mentalität,

Michael Bünte: weil man von vorne davon ausgeht, ich bin okay, du bist okay und nicht, sie sind okay.

Michael Bünte: Deshalb fällt mir dieses Sie in Deutschland nach wie vor sehr schwer.

Michael Bünte: Ich habe es viel umschifft, um einfach in diese Situation nicht reinzukommen,

Michael Bünte: aber es hat mich einfach auch sehr blockiert, muss ich sagen,

Michael Bünte: die Jahre, weil ich mir eher Gedanken gemacht habe, wie muss ich jetzt mit meinem

Michael Bünte: Gegenüber umgehen, was erwartet er von mir?

Michael Bünte: Und deshalb bin ich ja heutzutage eher so, weil ich jetzt älter reifer bin,

Michael Bünte: dieses Gespräch eher aufnehmen und sagen, ich bin Agatha, ein Du ist für mich okay.

Michael Bünte: Und dass ich das dann von vornherein sage.

Ingo Ludwig: Ich finde das sehr spannend. Es tut mir ein bisschen leid, dass ich gerade womöglich

Ingo Ludwig: abgelenkt war und habe nicht konkret darauf antworten können.

Ingo Ludwig: Agatha, dann wiederholst du das nochmal und du musst den Podcast halt schneiden.

Ingo Ludwig: Aber in der osteuropäischen oder in der östlichen Mentalität gehört das Schuhe

Ingo Ludwig: ausziehen völlig normal dazu, weil man aus sowjetischen Zeiten Stahl,

Ingo Ludwig: Schmutz, Dreck gewohnt ist, riesige Plattenbausiedlungen,

Ingo Ludwig: überall Holzstege, die Buden sind geleckt und geputzt.

Ingo Ludwig: Und dann zieht man die Schuhe aus und trotzdem sagt man du.

Ingo Ludwig: Das meinte ich vorhin, die Körperhaltung, die Ansprache. Respekt ist mehr als sie und du.

Ingo Ludwig: Respekt ist zum Beispiel die Schuhe auszuziehen. Das ist völlig normal.

Ingo Ludwig: Respekt ist in Hausbesuchen, selbst bei Kinderschutzterminen,

Ingo Ludwig: die ich hatte, in manchen Kulturen, wenn mir dann die Frau des Hauses einen Mocker anbietet,

Ingo Ludwig: den vielleicht nicht sofort abzulehnen, weil wir ja im Dienst uns nirgendwie

Ingo Ludwig: beeinflussen lassen wollen. Da lassen wir die Schuhe an.

Ingo Ludwig: Ich habe in manchen Hausbesuchen auch schon mal Unfallverhütung hin oder her

Ingo Ludwig: die Schuhe ausgezogen, weil sich das für manche Hausbesuche so gehört,

Ingo Ludwig: damit ich überhaupt Einflug habe.

Ingo Ludwig: Kulturell, damit ich überhaupt als das Jugendamt überhaupt mal Einzug habe,

Ingo Ludwig: wenigstens von an der Tür nicht gleich alles kaputt zu machen.

Agata Epler: Und eingeladen zu werden.

Ingo Ludwig: Schuhe ausziehen, Kaffee annehmen, ich darf mich einfach da rein,

Ingo Ludwig: das ist nett, dass die mich reinlassen, ich will ein Gerichtsverfahren umschiffen

Ingo Ludwig: und ich will nicht gleich die krassen Themen, wo die eh zu Nein sagen und eine

Ingo Ludwig: andere Idee dazu haben, gleich schon im Türrahmen kaputt machen.

Ingo Ludwig: Und das hat nichts, Agatha, mit Frau, Mann, Jung, Alt zu tun,

Ingo Ludwig: sondern du bringst eine dermaßen respektvolle Mentalität mit,

Ingo Ludwig: dass du dich zurücknimmst und dich so fühlst, wenn man dich sieht,

Ingo Ludwig: das ist eigentlich ein Qualitätsmerkmal von dir.

Ingo Ludwig: Und schade zugleich, wenn du das als zurücknehmen siehst. Ich habe das als Respekt

Ingo Ludwig: mir gegenüber verstanden.

Ingo Ludwig: Und es ist eher eine Schande, wenn dann dominante, sehr präsente Männer da der

Ingo Ludwig: Meinung sind, sie müssen noch einen draufsetzen und die Frauen fühlen sich dann schwach.

Ingo Ludwig: Nee, ich habe bei dir verstanden, das ist Respekt, Achtung und Qualität.

Ingo Ludwig: Das darfst du für dich auch ruhig

Ingo Ludwig: durchdenken. Das bringst du ja kulturell mit. Ja. Das ist doch super.

Ingo Ludwig: Und ich habe dich deshalb geduzt von Anfang an, als ich hier reinkam,

Ingo Ludwig: weil wir dieses Setting und diese Termine inhaltlich jetzt nicht,

Ingo Ludwig: aber überraschend an manchen Stellen für mich. Vielen Dank dafür.

Ingo Ludwig: Ich mag das Free to Style und ich kann auch mithalten. Alles super.

Ingo Ludwig: Aber wir haben die Termine ja menschlich vorbereitet.

Ingo Ludwig: Aber das geht doch gar nicht an. Und trotzdem haben wir einen gewissen Respekt

Ingo Ludwig: und eine Achtung. Vielen Dank, Agatha.

Michael Bünte: Ja, gerne.

Agata Epler: Ich habe viel mitgenommen. Dann würde ich aber auch nochmal Kommunikation auf

Agata Epler: Augenhöhe interkulturell betrachten,

Agata Epler: weil das jetzt eh das Thema war und auch in der Praxisanleitung jetzt recht

Agata Epler: entkommen ist und auch häufiger zu Problemen führt.

Agata Epler: Wie betrachtest du es kulturell?

Ingo Ludwig: Wenn das die zweite, dritte Generation hier ist, betrachte ich das nicht mehr

Ingo Ludwig: kulturell. Dann müssen wir schon auch gucken, Integration heißt,

Ingo Ludwig: wo bin ich gerade zu Hause.

Ingo Ludwig: Dann darf man schon auch sagen, nee, weiße ja, machen wir so nicht.

Ingo Ludwig: Also wir sind hier aufgewachsen, zur Schule gegangen, geht ja irgendwie nicht.

Ingo Ludwig: Wenn aber interkulturell heißt, aus der großen Flüchtlingskrise 2015 zu kommen

Ingo Ludwig: und hier so halb akklimatisiert aufgewachsen, man kommt schon in die Schullaufbahn

Ingo Ludwig: rein, ganz frisch hier oder kommt jetzt her.

Ingo Ludwig: Ich möchte wissen, wer ist mein Gegenüber? Wo kommt er oder sie her?

Ingo Ludwig: Was bringen sie kulturell mit, vielleicht religiös? Was bringen sie an Vorbildungen mit?

Ingo Ludwig: Ich habe extremst viele Frauen betroffen aus Syrien, die gut gebildet waren.

Ingo Ludwig: Ich habe Menschen kennengelernt, die wurden an den Hochschulen rausgeholt,

Ingo Ludwig: abgeführt und konnten flüchten.

Ingo Ludwig: Das muss man sich vorstellen. Da kriege ich Schaudern im Rücken.

Ingo Ludwig: Dann kommen die hier und sind gar nichts, weil sie das Studium abbrechen mussten.

Ingo Ludwig: Aber sind nicht freiwillig hier mussten sich losreißen auf der Straße und dann

Ingo Ludwig: hast du halt auch ganz normale Menschen, die angeben haben geschneidert,

Ingo Ludwig: ja alles gut dann müssen wir ein bisschen überlegen wer ist für was geeignet.

Ingo Ludwig: Manche brauchen nur eine Anerkennung, also akademische Anerkennung oder den Beruf.

Ingo Ludwig: Im Idealfall lernst du nochmal neu, damit du hier in Westeuropa irgendwie reinkommst.

Ingo Ludwig: Ich muss wissen, wer ist mein Gegenüber. Und dritte Generation,

Ingo Ludwig: Aussiedler oder Gastarbeiter, ob aus Südeuropa, aus Osten, ist doch egal.

Ingo Ludwig: Ja, da müssen wir jetzt mal weniger über Kultur und Religion nachdenken,

Ingo Ludwig: sondern eher über Miteinander.

Ingo Ludwig: Und über Integration und Vermischen. Wo leben wir, wo arbeiten wir?

Ingo Ludwig: Ich meine, ihr habt einen Standard als MTR, auch in der Ausbildung ist das ein

Ingo Ludwig: ganz hohes Level und da muss ich ja einfach rein und da hilft wieder,

Ingo Ludwig: was ich gesagt habe, an der Sache orientieren.

Ingo Ludwig: Das Thema ist Ausbildung und nicht Kultur, Sprache.

Ingo Ludwig: Aber ich kann mich, wenn die Menschen relativ frisch hier sind,

Ingo Ludwig: doch bitte dazu herablassen, darauf einzulassen, weil ich Menschen liebe und

Ingo Ludwig: mich dafür interessiere, was bringen die mit?

Ingo Ludwig: Und das ist neben Kultur und Religion vor allem Geschichte. Von dort bis hierher.

Ingo Ludwig: Da sind wir nicht bei Biografie, nicht bei Erziehungsstil. Da sind wir von dort

Ingo Ludwig: bis hierher. Ich habe Menschen kennengelernt im Kita-Bereich.

Ingo Ludwig: Die waren auf dem Mittelmeer. Die waren 5000 Kilometer. Die waren im Schlauchboot.

Ingo Ludwig: Die waren dabei, als Leute rausgefallen sind.

Ingo Ludwig: Aber wenn dieses Kind, was ich dann kennenlerne, fünf Jahre alt in der Kita

Ingo Ludwig: mit den Eltern, irgendwann Abitur gemacht hat, dann ist das akklimatisiert.

Ingo Ludwig: Da brauchen wir nicht mehr drüber reden.

Ingo Ludwig: Das Kind selber hat dieses biografische Ereignis trotzdem in sich.

Ingo Ludwig: Das ist aber dann kein kulturelles Problem, sondern Biografie.

Ingo Ludwig: Da wissen wir nicht mehr drüber Bescheid. Da müssen wir zurückhalten.

Agata Epler: Da stelle ich mir jetzt aber dennoch die Frage, und das ist jetzt seit dem Thema in mir,

Agata Epler: ist es auf Augenhöhe, wenn wir ihm einfach den Pool anwerten,

Agata Epler: zur Verfügung stellen, den wir auch am Anfang tituliert haben,

Agata Epler: wir betrachten dich als Mensch und ich respektiere dich als Mensch.

Ingo Ludwig: Du hast was ganz Freundliches gesagt. Du hast gesagt, ein Pool an Werten zur

Ingo Ludwig: Verfügung stellen. Das ist nicht Trin.

Ingo Ludwig: Mag ein Wertekanon geben,

Ingo Ludwig: Aber der Deutsche an sich zeichnet sich doch durch mehr aus als durch Pünktlichkeit.

Agata Epler: Zum Glück?

Ingo Ludwig: Ja. Und wir essen ja auch mehr als nur Kartoffeln.

Ingo Ludwig: Die Menschen bedienen Stereotypen und Stereotypen machen tolle Geschichten.

Ingo Ludwig: In meinen Seminaren kann ich euch Geschichten erzählen, dann garniere ich sie

Ingo Ludwig: noch etwas mit einem anderen Fall.

Ingo Ludwig: Ich mische drei Fälle und habe eine tolle Geschichte für einen Kinderschutzvortrag.

Ingo Ludwig: Und alle halten den Atem an.

Ingo Ludwig: Aber in Wirklichkeit habe ich drei Geschichten gemischt. Ja,

Ingo Ludwig: das machst du als Referent. Das ist sozusagen eine Bühne.

Ingo Ludwig: Da musst du immer etwas übertreiben, um es deutlich zu machen als Lehrimpuls.

Ingo Ludwig: Und dann immer in die Demo zurückgehen, nochmal ins Detail zu gucken.

Ingo Ludwig: Aber im Prinzip auch im Coaching, wir servieren etwas. Wir bieten an.

Ingo Ludwig: Ja, wir stellen einen Wertekanon zur Verfügung.

Ingo Ludwig: Der ist gesetzt, aber der sollte so großzügig sein und so in der Definition

Ingo Ludwig: ausgelegt werden, dass Menschen sich finden können.

Ingo Ludwig: Das heißt auch, dass wir uns nicht ewig einschränken müssen.

Ingo Ludwig: Ja, wir schütteln nichts über, wir bieten an, setzen aber einen Rahmen.

Ingo Ludwig: Gleichzeitig dürfen wir aber auch wir selbst sein. Da hilft es nach wie vor,

Ingo Ludwig: und das macht Ausbildung so angenehm, am Thema sich zu orientieren.

Ingo Ludwig: Dann geht es nicht um einen christlichen Glauben, nicht um den oder die Religion meines Gegenüber.

Ingo Ludwig: Dann geht es nicht darum, dass ich mich bedrängt fühle, so ein sinnloses,

Ingo Ludwig: kolonistisches Narrativ der rechten Szene.

Ingo Ludwig: Manche reden und wissen gar nicht, dass das eher Rechtsgedanken gut ist.

Ingo Ludwig: Ja, wir dürfen dort auch keine Kirchen bauen. Was redest du über Kirchen bauen

Ingo Ludwig: woanders? Du bist gar nicht Christ.

Ingo Ludwig: Quatsch du! Interessiert auch gar keinen.

Ingo Ludwig: Sondern ist das, was hier ist, geltendes Recht, ja. Ja, dann musst du dich engagieren

Ingo Ludwig: politisch in deinem Dorf, in deiner Stadt, ja.

Ingo Ludwig: Aber deswegen muss ich nicht über andere reden. Absolut.

Ingo Ludwig: Wir reden über andere, um unseren Unmut deutlich zu machen, aber engagieren uns nicht.

Ingo Ludwig: Doch, engagier dich bitte. Halte geltendes Recht ein. Sei wertschätzend, sei freundlich.

Ingo Ludwig: Wenn du dich über ein Thema aufregst, bleib bitte beim Thema.

Ingo Ludwig: Aber argumentiere dein Thema nicht als Beweisführung.

Ingo Ludwig: Ja, hier dürfen wir Moscheen bauen, drüben dürfen wir keine Kirchen bauen. Was heißt denn drüben?

Ingo Ludwig: Wenn du jemals mit Menschen gesprochen hast, die in ihrer Religion als Christen

Ingo Ludwig: oder Muslime verfolgt wurden und kommen hierher, und du hast Kinder gesehen,

Ingo Ludwig: die aus dem Schlauchboot kommen, ihre Eltern, du hast digitale Ausweispapiere

Ingo Ludwig: von alten Leuten auf dem Bildschirm gehabt,

Ingo Ludwig: und eine andere Behörde sagt, ja, woher weißt du das, dass die Eltern sind,

Ingo Ludwig: das weiß ich gerade nicht, aber ich muss überlegen, wohin mit dem Kind,

Ingo Ludwig: der den Obhut nehmen, bei wem.

Ingo Ludwig: Ist der Amtsvormund oder der Time die bessere Idee als die zwei,

Ingo Ludwig: die das Kind mitgeschleppt haben?

Ingo Ludwig: Wenn die Behörde nicht in der Lage ist, das Handy auszulesen und die Dokumente

Ingo Ludwig: zu verifizieren, die in Farbe fotografiert und gescannt wurden.

Agata Epler: Schwierig.

Ingo Ludwig: Ja, dann wird es schwierig. Und ich war in Aufnahmeeinrichtungen,

Ingo Ludwig: wo Kinder nicht hingehören. Erst recht nicht ohne ihre Eltern.

Ingo Ludwig: Aber wer weiß wirklich, ob das die Großeltern sind oder nicht.

Ingo Ludwig: Dann sagt der eine, das sind nicht die Großeltern, du musst das Kind den wegnehmen, den Obhut nehmen.

Ingo Ludwig: Okay, das kann man so machen. Ich kann das Kind aber auch hier in Obhut nehmen,

Ingo Ludwig: bei den Leuten belassen und einen Amtsform und bestellen, der drauf guckt.

Ingo Ludwig: Den Leuten erstmal eine Chance geben. Ich kann auch zwei, dreimal kommen,

Ingo Ludwig: um zu gucken, wie diese zwei alten Leute, ich habe jetzt gerade echte Menschen

Ingo Ludwig: vor Augen, wie diese zwei, drei alten Leute mit den Kindern interagieren.

Ingo Ludwig: Und eigentlich bräuchten wir doch nur das Handy an USB-Kabel,

Ingo Ludwig: die Daten auslesen und übersetzen lassen.

Ingo Ludwig: Das geht mit einem vereidigten Sachverständigen, den rufe ich jetzt an, der kommt heute.

Ingo Ludwig: Und der kann mir das vom Handy vorlesen. So einfach können wir das lösen.

Ingo Ludwig: Da muss aber nur jemand Ja sagen. Oder du erzählst das selber.

Ingo Ludwig: Aber wer ohne Fehler ist, steht in der Bibel, werfe den ersten Stein.

Ingo Ludwig: Etwas weniger dogmatisch. Und da gefällt mir gut, dass du sagst,

Ingo Ludwig: lass uns doch einen Wertekanon anbieten und servieren.

Ingo Ludwig: Und dabei uns ein wenig zurückhalten. Und genau überlegen, wo werde ich kritisch

Ingo Ludwig: und grätschig zwischen und sage ich, das geht nicht.

Ingo Ludwig: Aber bis dahin kann ich ja auch großzügig sein.

Ingo Ludwig: Nicht immer so aus Anigung und Angst schon vorher die Angel einholen.

Agata Epler: Ich habe jetzt vom Vorgespräch eben eine Sache im Kopf und du hattest eben vorhin

Agata Epler: erzählt, wir kündigen, wenn wir das Gefühl haben, uns nicht ausleben zu können.

Ingo Ludwig: Nee, nicht ganz.

Agata Epler: Magst du deinen Ton nochmal sagen?

Ingo Ludwig: Ja, vielen Dank.

Ingo Ludwig: Ich vertrete nicht die Generation höher, weiter, schneller. Ich will ausleben,

Ingo Ludwig: Work-Life-Balance, bla und blub und weniger arbeiten für nochmal mehr Geld oder sowas.

Ingo Ludwig: Oder nur, weil ich nicht gesehen werde und ich darf nicht machen, was ich will und so.

Ingo Ludwig: Man muss diesen Begriff ausleben. Danke, dass du den so wunderbar provoziert mit seinen Begriffen.

Ingo Ludwig: Das darf man mal differenziert betrachten. Es geht nicht darum,

Ingo Ludwig: dass ich mich da, wo ich war, ausleben wollte. Michael, ich konnte mich ausleben.

Ingo Ludwig: Ich war pädagogischer Ausbildungsleiter, da habe ich in meinem Arbeitszeugnis

Ingo Ludwig: stehen. Ich konnte mich ausleben, ich konnte fast tun, wie ich gedenke, zu tun.

Ingo Ludwig: Teleheim-Arbeitsplatz, rechtlich safe, also richtig Homeoffice,

Ingo Ludwig: Ausstattung, Mitbegehung, bla und blub, Arbeitszeitkonto, Gleitzeit, Diensthandy.

Ingo Ludwig: Ich muss mich nicht zurückmelden, nicht abmelden, alles wunderbar,

Ingo Ludwig: wunderbar. Ich konnte mich ausleben.

Ingo Ludwig: Ich konnte Ausbildungskonzepte, Auswahlverfahren, Assessment Center,

Ingo Ludwig: meine Güte, ich war der Mac schlechthin.

Ingo Ludwig: Mein Name hatte einen Namen und eine Qualität, einen Ruf da, wo ich war. Okay?

Ingo Ludwig: Aber ich gehörte nicht dazu. Menschen wollen dazugehören. Und nicht sich ausleben.

Ingo Ludwig: Menschen brauchen Regeln und Grenzen, Einschränkungen.

Ingo Ludwig: Immer alles ausleben zu lassen, ist ja schon fast, es ist fair.

Ingo Ludwig: Oder man trachtet nach etwas, wo man das System ausnutzt. Was heißt denn dann ausleben lassen?

Ingo Ludwig: Zu machen, was man will oder was und muss sich gar nicht mehr einordnen.

Ingo Ludwig: Das ist ja mein Dienstherr, geht ja nicht.

Ingo Ludwig: Ja, auch Regeln und Grenzen ist doch wichtig. Menschen brauchen gewisse Regeln und Grenzen.

Ingo Ludwig: Aber die Ansprache für die Regel und Grenze, mehr Liebe, mehr Freundlichkeit, mehr Demut.

Ingo Ludwig: Ich habe im ASD, in Karst, gelernt von einer älteren Kraft zwei Dinge.

Ingo Ludwig: Das eine ist, die Familie ist trotzdem die Experte, Expertin für sich und ihr

Ingo Ludwig: System. Auch wenn wir es anders sehen. Erstens kommt es anders, als man denkt.

Ingo Ludwig: Das muss nicht immer unser Problem

Ingo Ludwig: gewesen sein. Manchmal haben wir gut gemeint, aber nicht gut gemacht.

Ingo Ludwig: Richtig entschieden, eine richtige Hilfe angeboten und klappt trotzdem nicht.

Ingo Ludwig: Oder es geht in eine andere Richtung. Verpflichtung.

Ingo Ludwig: Also bleibt locker mit der Verpflichtung, die Welt retten zu wollen.

Ingo Ludwig: Können wir im Bezirksdienst nicht, können wir im Kinderschutz nicht.

Ingo Ludwig: Ein bisschen Distanz auch einfach. Das eine Lösung, ob sie angenommen wird,

Ingo Ludwig: ob sie klappt, liegt nicht immer in unserem Ermessen.

Ingo Ludwig: Und dann auch uns trotzdem noch zu wollen und gut zu finden und nicht die Familie

Ingo Ludwig: abzukanzeln, mit denen kann man nicht arbeiten.

Ingo Ludwig: Also das gesamte Wording und der Habitus wohlwollender, freundlicher.

Ingo Ludwig: Aber ich habe noch was dort gelernt. Würde und Wert. Wir müssen mit Menschen

Ingo Ludwig: wertvoller und würdevoller umgehen.

Ingo Ludwig: Und da hat dieser Mensch, ein Sozialarbeiter, einen Satz geprägt,

Ingo Ludwig: immer zum Ende einer Fallbesprechung.

Ingo Ludwig: Demut vor dem Fall. Also in der Pädagogik heißt es Fall oder Vorgang,

Ingo Ludwig: in der Akte ist ja ein Verwaltungsakt, Realakte, Vorgang.

Ingo Ludwig: Und bei Pädagogik und Kräften im Beziehungssoziallienst Fall.

Ingo Ludwig: Demut vor dem Fall. Ich kann nicht alles, ich weiß nicht alles und trotzdem

Ingo Ludwig: muss ich es für die Menschen irgendwie besser wissen und mitmachen und in die

Ingo Ludwig: Glaskugel gucken und vorausschauen, denken und arbeiten. Kinder einschätzen, Familien einschätzen.

Ingo Ludwig: Demut vor dem Fall. Demut vor der Aufgabe. Respekt, Achtung.

Ingo Ludwig: Demut vor meinem Gegenüber. Das sind eigentlich urdeutsche christliche Werte,

Ingo Ludwig: sofern wir selber noch ein religiöses, kulturelles Fundament in uns tragen.

Ingo Ludwig: Wenn alles pluralistisch ist oder phlegmatisch oder Work-Life-Balance im Vordergrund

Ingo Ludwig: steht, mit höher, weiter, schneller, aber so wie ich das will,

Ingo Ludwig: ja, dann bin ich schnell unzufrieden.

Ingo Ludwig: Ich bin gegangen, wo ich war, weil Menschen vor mir nicht Demut und Respekt hatten.

Ingo Ludwig: Kraftamt ja, aber ich gehörte auf bestimmten Ebenen einfach nicht zum System

Ingo Ludwig: dazu. Das habe ich gespürt, jeden Tag.

Ingo Ludwig: Ich konnte mich ausleben und an der Front, wo ich war, mit den Menschen,

Ingo Ludwig: mit den Einrichtungen, mit den Kolleginnen und Kollegen, mit den Führungskräften,

Ingo Ludwig: auf meiner Ebene vielleicht noch eine drüber, war alles tutti,

Ingo Ludwig: wert und würdevoll und Demut miteinander Respekt, Achtung.

Ingo Ludwig: Aber im Gesamtsystem, wo du ja auch gesteuert wirst und geregelt und gemanagt

Ingo Ludwig: wirst, gehörte ich nie dazu.

Ingo Ludwig: Ich bin gegangen, weil ich nicht mehr in meinem Gelingen war, in meiner Wirksamkeit.

Ingo Ludwig: Ich war nicht mehr in meiner Souveränität. Ich konnte machen, wie ich möchte.

Ingo Ludwig: Ich war sehr erfolgreich, aber ich gehörte nicht dazu.

Ingo Ludwig: Und habe ich gemerkt, wie ich andere im System nicht mehr demütig, würdevoll betrachte.

Ingo Ludwig: Das ist schlecht. Ich verrate meine Werte.

Ingo Ludwig: Das darf ein System nie mit dir machen. Dann musst du gehen.

Agata Epler: Und das ist, finde ich, jetzt auch ein wunderschönes Abschlussplädoyer.

Agata Epler: Als Praxisanleiter, als Praxisanleiterin hast du die Aufgabe,

Agata Epler: Ostzubildenden einen wertschätzenden Rahmen zu geben, wo er den Raum hat, Fehler zu machen,

Agata Epler: aber auch eben anzuleiten, es in Zukunft besser zu machen, den Rahmen zu setzen,

Agata Epler: aber ihm das Gefühl zu geben, dazu zu gehören.

Ingo Ludwig: Ja, Fehlerfreundlichkeit wird immer noch systemisch unterschätzt.

Ingo Ludwig: Das ist ein Begriff aus dem Empowerment, in Amerika geprägt von Kenneth Blanchard, One-Minute-Manager.

Ingo Ludwig: Da gibt es eine ganze Bücherreihe zu, ganz fantastisch. Und die Fehlerfreundlichkeit

Ingo Ludwig: habe ich vor 20 Jahren zum ersten Mal in der Literatur kennengelernt,

Ingo Ludwig: in der klassischen Management-Literatur.

Ingo Ludwig: Und das haben wir deutschen Pedanten genannt.

Ingo Ludwig: Verlernt und sind trotzdem selber pedantisch, aber nicht exzellent. Schade eigentlich.

Ingo Ludwig: Fordern viel in Qualität und liefern selber nicht ab.

Agata Epler: Aber dazu mehr in der nächsten Folge.

Ingo Ludwig: Ja, alles klar.

Agata Epler: So, dementsprechend bin ich unglaublich neugierig, liebe Zuhörer,

Agata Epler: Zuhörerin, wie ihr es wieder fandet. Also ich finde es echt cool.

Agata Epler: Ich muss immer so kurz den Rahmen schauen und sehe, ich könnte jetzt noch eine

Agata Epler: Stunde weiterquatschen. Und wie geht das dann weiter?

Agata Epler: Mega stark. Danke, Ingo. Danke, Agatha. Ich bin es nicht gewohnt, dich so wenig zu hören.

Agata Epler: Ich muss aber sagen, das ist auch mal ganz okay, weil das Thema einfach so unglaublich

Agata Epler: gut und interessant ist.

Agata Epler: Und ich hoffe, das bekommen wir wieder mit euren Kommentaren Rückmeldung,

Agata Epler: ob ihr es genauso gut findet wie wir.

Agata Epler: Dementsprechend, Ingo, danke, dass du dein Wissen teilst. Danke,

Agata Epler: Agatha, dass du mit mir den Raum hältst.

Agata Epler: Und dann gehen wir jetzt auch gleich in Teil 3.

Michael Bünte: Freue mich drauf. Weil jeder hat auch so seine Kernkompetenzen.

Michael Bünte: Und ich meine, ich kann ja stundenlang über Röntgen-Einstelltechnik reden.

Michael Bünte: Und Ingo hat halt sein Spezialgebiet.

Michael Bünte: Und das dann zu fusionieren und da einfach was mitzunehmen, ja,

Michael Bünte: das stärkt aber auch den Charakter und auch die Stärke, die auch vielen vielleicht

Michael Bünte: so im Arbeitsalltag fehlt.

Michael Bünte: Von daher freue ich mich und sage ja auch immer, alles ist Einstellungssache,

Michael Bünte: nicht nur an der Maschine, sondern auch hier drin im Kopf.

Michael Bünte: Weil wir können nur stark und tapfer sein in unserem Beruf und durchhalten,

Michael Bünte: wenn wir nicht das richtige Mindset, die richtigen positiven Gedanken und so

Michael Bünte: weiter in uns tragen und auch weitergeben an die nächste Generation.

Agata Epler: Dementsprechend, wenn es euch gefallen hat, hört nächste Woche gern wieder zu.

Agata Epler: Oder Ingo, wie findet man dich? Wie kann man Kontakt mit dir aufnehmen?

Ingo Ludwig: Also Ingo Ludwig mag es ganz viele geben. Ich denke schon, dass ich unik bin,

Ingo Ludwig: aber trotzdem muss man ja irgendwie einen Kürzel haben.

Ingo Ludwig: Also ihr findet mich unter il-Werte-Coach, ihr findet mich unter dem Begriff

Ingo Ludwig: Werte-Coach, ihr findet mich bei LinkedIn oder Facebook unter Ingo Ludwig.

Ingo Ludwig: Aber ich habe eine Firma, die Lebensjagd schreibt, wir bauen nicht auf UG,

Ingo Ludwig: Teaching, Coaching, Mentoring.

Ingo Ludwig: Wir bringen Menschen in ihr Gelingen, in ihre Wirksamkeit. Und wenn ihr mal

Ingo Ludwig: eingebt, im Netz einfach Leswerk, wir bauen nicht auf, dann gibt es nur uns.

Ingo Ludwig: Und ihr Wertecoach gibt es auch nur mich. Also ihr findet mich.

Agata Epler: Vielen herzlichen Dank.

Michael Bünte: Schön. Und wir freuen uns auch, dich gefunden zu haben.

Ingo Ludwig: Ja, danke. Voll.

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